50 Jahre Gemeindehaus Rahden
Fotos aus dem Stadtarchiv Rahden
Das Gemeindehaus Rahden "soll mitten in die Arbeit der Gemeinde hineingestellt sein." Mit dieser Bestimmung wurde vor 50 Jahren am Sonntag, dem 1.Mai 1966, das neue evangelische Gemeindehaus feierlich eingeweiht. Insgesamt 300 Gäste hatten sich im neuen Gemeindesaal und den angrenzenden Räumen versammelt: Vertreter des Amtes Rahden, der Amtsverwaltung, der Kommunalgemeinden (vor der Gebietsreform), Lehrerkollegien der Schulgemeinde Rahden, Ärzte des Kreiskrankenhauses Rahden, Gewerbebund, Heimatverein, Handwerksfirmen und viele mehr. Architekt Breitenkamp aus Bünde übergab den symbolischen Schlüssel dem Bielefelder Landeskirchenrat Brehmer, dieser dem Superintendenten Dr. Begemann und dieser schließlich dem Rahdener Pastor Tegeler. Der Posaunenchor unter der Leitung von Heinrich Schmalgemeier und der Kirchenchor untermalten die Feier.
Amts-Bürgermeister Rehling gab der Hoffnung Ausdruck, dass die Räume beitragen mögen, der Jugend das Rüstzeug zu geben, das sie braucht, um im Leben bestehen zu können. Der Rahdener Bürgermeister Meier lobte die gute Zusammenarbeit zwischen der politischen und der kirchlichen Gemeinde insbesondere bei der Entscheidung über Ort und Gestaltung des Ehrenmals. Zum Volkstrauertag im November 1966 war dann auch das Ehrenmal an der Rückwand zur Wehme zum Gedenken der Kriegstoten und Vermissten der beiden Weltkriege eingeweiht worden. Das große Glasmosaik zeigt ein liegendes Kreuz. In der Horizontalen verschwinden die schattenhaften Toten hinter der Vertikalen der lebenden Kinder, Frauen und Männern: "zum Gedächtnis der Toten und zur Mahnung an die Lebenden".
Seit 1913 hatte die Kirchengemeinde die alte Schule am Kirchplatz für den kirchlichen Unterricht und die Gemeindeschwestern genutzt. Nach über 50 Jahren war es für die großen Konfirmandengruppen der 60er Jahre zu klein geworden. Das neue kubische Gebäude mit 2 Ebenen bot im oberen Sockelgeschoss Platz für ein modernes Gemeindebüro, einen großen Saal mit Trennwand und Bühne, 2 Konfirmandenräume, in denen bis zu 60 Konfirmanden Unterricht erteilt wurde. Ein kleiner Speiseaufzug schaffte die Verbindung zur zentralen Küche im Untergeschoss, wo auch die Öl-Zentralheizung für Kirche und Gemeindehaus, die Sanitäranlagen und Räume für Jugendgruppen angeordnet waren.
Daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Schon vor 8 Jahren hatte die Kirchengemeinde eine Mindener Architektin beauftragt, ein energetisches Gebäudekonzept zu erstellen, da die Konstruktion von 1966 mit den von außen nach innen nicht gedämmten Stahlbeton-Bauteilen große energetische Mängel aufweist. Die Kosten waren mit rund 250.000 € erheblich und eine vermutlich ebenfalls teure, notwendige Modernisierung, neue und auch Behinderten gerechte WC's, Möbel, Küche etc. noch nicht einmal inbegriffen.
Eine so große Investition verlange ein zukunftsfähiges Konzept, das von der ganzen Kirchengemeinde getragen werden müsse, hatte das Presbyterium richtigerweise entschieden. Grundsätzlich sei - neben der St. Johannis-Kirche - das Rahdener Gemeindehaus das wichtigste Gebäude der Kirchengemeinde, das auch für die Zukunft unterhalten werden solle. Dann aber wurde das Presbyterium von der umgehend notwendigen Turmsanierung und deren Kosten von über 600.000 € in seinen Planungen vollkommen zurückgeworfen.
Gerade in den letzten Jahren hat sich aber gezeigt, dass der Wunsch der Erbauer "das Haus soll mitten in der Arbeit der Gemeinde stehen", auch in der heutigen Zeit noch gilt: An jedem Donnerstag teilt Die Tafel' seit 2009 ihre Waren an Bedürftige aus. Im Jugendkeller ist das Café International' des CVJM zu einem wichtigen, sozialen Treffpunkt der Flüchtlinge in Rahden geworden. Viele Menschen engagieren sich in der Kirchenmusik und in anderen Gruppen, der Konfirmandenunterricht findet heute in wesentlich kleineren Gruppen statt, ist aber immer noch eine wichtige Zurüstung für evangelische Jugendliche in Rahden. Dennoch: Die Mängel dieses öffentlichen Gebäudes sind inzwischen überall offensichtlich: Eingang und Mobiliar aus den 60er Jahren haben ihre beste Zeit hinter sich, elektrische Anlagen und vieles andere sind nicht mehr Stand der Technik. Der Weg zu den Sanitäranlagen im Keller und deren Zustand ist für eine demographisch immer älter werdende Gemeinde nicht mehr tragbar, und eine Gemeinde, die u.a. mit dem Wittekindshof und dem Seniorenheim St. Johannis gute Nachbarschaft pflegt, muss auch ein barrierefreies Gemeindehaus bieten können.
Für 2016 hat sich das Presbyterium die Planung der Modernisierung vorgenommen, und im nächsten Jahr soll nun endlich deren Umsetzung im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten der Kirchengemeinde erfolgen.
Brunhilde Meier