Das Große Mausohr - die Rahdener Fledermaus
Die Rahdener St. Johannis-Kirche beherbergt jährlich hoch interessante Sommergäste unter ihrem Dach. Im Mai ziehen weibliche Fledermäuse durch ein kleines Einflugloch im Westgiebel ein, hängen sich unter dem First an Balken und Dachlatten und bringen ihre Jungen zur Welt. Es ist das Große Mausohr. Es hat eine beachtliche Flügelspannweite von 40cm und ist die größte heimische Fledermausart.
Nach Sonnenuntergang fliegen die Mütter ab etwa 22 Uhr aus dem Kirchdach heraus und suchen in einem Umkreis bis zu 20 km nachts in Laubwäldern in 1-2 m Höhe über dem Waldboden zwischen den Bäumen nach Insekten, insbesondere nach Käfern. Das heißt, von Rahden aus können sie bis in den Mindener Wald fliegen. Die Jungen bleiben nachts unter Aufsicht weniger Weibchen zusammen im Kirchendach und wärmen sich gegenseitig. Sie erlernen im großen Dachraum das Fliegen, und nach etwa 5 Wochen unternehmen sie im Juli ihre ersten eigenen Ausflüge. Die Hänge-Positionen scheinen sie - so unsere Vermutung – je nach Sommertemperatur zu wechseln, denn in der oberen Dachspitze kann es über 50°C heiß werden.
Das Große Mausohr ist nach dem Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) streng geschützt, und seit 2005 ist das Rahdener Kirchendach offiziell ein europäisches Fauna-Flora-Habitat Schutzgebiet, sozusagen ein wichtiges Naturschutzgebiet auf europäischer Ebene. Während der Zeit im Sommer-Quartier darf niemand sie bei ihrer Wochenstube auf dem Dachboden der St. Johannis-Kirche stören.
Ein Problem für die geschützten Mausohr-Fledermäuse ist die zunehmende ‚Licht-Verschmutzung‘ in Innenstädten, die ihren Orientierungssinn beeinträchtigt. Daher wird die Außenbeleuchtung an der Rahdener St. Johannis-Kirche im Bereich der Ausflug-Öffnung von Mai bis September ausgeschaltet.
In der Zeit der Abwesenheit des Großen Mausohrs fegen Ehrenamtliche des NABU den Dachstuhl der Kirche für die nächste Saison aus. Auch Sanierungsarbeiten im und am Kirchenschiff-Dach können nur in der Zeit von September bis April durchgeführt werden. Die Großen Mausohren selbst verbringen den Winter – Weibchen und Männchen - in Höhlen im Wiehengebirge.
Brunhilde Meier