Udo Schulte: Das Licht der Osterkerze soll leuchten
Was ist unsere Aufgabe als Kirche, als Pfarrer in unserer Zeit? Vieles hat sich in den letzten Jahren an den Strukturen und Aufgaben in der Kirche und in der Gesellschaft allgemein geändert und wird sich auch in den nächsten Jahren ändern. Flächendeckende und für alle schnell erreichbare Angebote für unterschiedlichste Zielgruppen waren das Selbstverständnis der evangelischen Kirche. Dieser Anspruch wird aber in Zukunft nicht mehr umsetzbar sein. Aufgrund der geringer werdenden Finanzen und gesellschaftlicher Entwicklungen, wie z.B. einer alternden Bevölkerung und einer größeren Distanz junger Menschen zu kirchlichen Angeboten, ist die Kirche herausgefordert, sich auf das Zentrale des Glaubens zu fokussieren.
Für mich als Pfarrer ist ein zentrales Symbol unseres christlichen Glaubens das Licht der Osterkerze. Das Licht von Ostern, die Kraft der Auferstehung, der Glaube an Jesus Christus als Licht der Welt ist Kern unseres Glaubens und Fundament der Kirche. Dieses Licht in die Welt zu tragen, wie es in dem bekannten Adventslied heißt, ist unser Auftrag: Tragt in die Welt nun ein Licht, zu den Alten, Kranken, Jungen, Schwachen, Leidenden, Bedürftigen … Wo dieses Licht unter uns aufstrahlt und Menschen berührt, da ist Kirche zu erkennen und zu erleben.
Diese Aufgabe, das Licht des Evangeliums zu den Menschen zu tragen, hat mir besonders Freude gemacht und mir Kraft und Zuversicht geschenkt. Im sonntäglichen Gottesdienst, bei Trauerfeiern und Taufen, im kirchlichen Unterricht, bei Gesprächen und Begegnungen anlässlich von Geburtstagen und Jubiläen, habe ich etwas von diesem Licht erkennen können. Dieses Licht war aber auch zu erfahren bei den Begegnungen mit Mitarbeitenden in der Gemeinde, mit den Kolleginnen und Kollegen, mit dem Personal im Büro und in der Kirche und in der Musik. Besonders dankbar bin ich für die entstandenen Jugendgottesdienste, die von vielen Ehrenamtlichen gestaltet werden.
Damit das Licht zu den Menschen kommt, braucht es auch die kirchliche Verwaltung und die Pflege der Gebäude, die viel Kraft und Zeit in Anspruch genommen hat.
Viel Energie ist zudem in den letzten Jahren hineingeflossen in die Renovierung des Gemeindehauses, in die Erneuerung des Kirchplatzes und in die Sanierung der St. Johannis-Kirche. Für mich ist es ein großes Geschenk für unsere Gemeinde, dass wir gute räumliche Möglichkeiten für die vielfältigen Gemeindegruppen haben.
Die Aufgabe der Predigtstellen in den Außenbezirken war ein herausfordernder und kräftezehrender Prozess mit vielen Diskussionen und Beratungen. Durch diese Entscheidung, die für viele Menschen in der Gemeinde nur schwer zu verkraften ist, ist aber das Licht der Osterkerze nicht erloschen. Nicht nur symbolisch wurde das Licht der Osterkerze aus den Gebäuden herausgetragen und nicht ausgeblasen. Das Licht der Osterkerze leuchtet weiter in unserer Gemeinde und ist zu finden trotz mancher Veränderungen. Mein Wunsch ist es, dass dieses Licht von vielen Menschen gesucht und auch gefunden wird.
Ich bin dankbar für die fast 11 Jahre, die meine Frau und ich in Rahden verbracht haben und für die zahlreichen Begegnungen. Ich wünsche mir, dass das Osterlicht weiter leuchtet und gerne aufgesucht wird. Mag sich auch in Zukunft vieles verändern, das Osterlicht wird weiter leuchten.
Udo Schulte