Posaunenchor: Rückblick auf das Jubiläum
Mit einem festlichen Gottesdienst, der geprägt war von großer Freude und Dankbarkeit, konnte unsere Gemeinde am 22. Mai das 100-jährige Bestehen ihres Posaunenchores feiern. Die musikalische Gestaltung lag natürlich beim Posaunenchor, der unter der Leitung von Kantor Thomas Quellmalz einige glanzvolle Stücke mit einbrachte und die feiernde Gemeinde beim Gesang unterstützte. Pfarrer Udo Schulte betonte in seiner Predigt die Bedeutung von Musik, Gesang und Gebet für das Gemeindeleben: "Eine Gemeinde, die nicht mehr singt und betet, stirbt." Dass es in der Rahdener Gemeinde so viele Menschen im Posaunenchor und darüber hinaus gibt, die sich der Kirchenmusik verbunden fühlen, die sich einbringen in das musikalische Leben der Gemeinde, dafür können wir dankbar sein und uns daran freuen.
Des weiteren konnten im Gottesdienst vier Bläserinnen und Bläser für ihren langjährigen Dienst geehrt werden: Marion Krzemien ist seit 20 Jahren Mitglied im Posaunenchor und wurde dafür geehrt. Marion Bünemann, Monika Schniering und Volker Wegehöft können auf 50 Jahre Mitgliedschaft im Posaunenchor zurückblicken. Dafür dankten ihnen Udo Schulte, Henning Lübking und Ulrich Diekmann.
Pressetext aus der Neuen Westfälischen, 24. Mai 2022
Seit 100 Jahren ist der Posaunenchor aus dem Leben der evangelischen Kirchengemeinde Rahden nicht wegzudenken. Wie sehr der Chor und die Gläubigen miteinander verbunden sind, das zeigte sich während des Jubiläumsgottesdienstes in St. Johannis. Lange waren nicht mehr so viele Menschen in St. Johannis, und sie erlebten einen Gottesdienst, der Ungewohnte zu bieten hatte. Die Orgel gilt eigentlich als Königin der Instrumente. Diese Königin aber war abgemeldet. Im Mittelpunkt stand der Posaunenchor. Der begleitete mal den Gesang der Gemeinde und spielte auch mal solo. „Musik tut unserer Seele gut“, sagte Pfarrer Udo Schulte. Mit Musik lobe man auch Gott. „Wer singt, betet doppelt“, solle der Kirchenvater Augustinus gesagt haben.
Wenn er den Posaunenchor höre, dann tue es seiner Seele gut, merkte Schulte an. Er sei er dankbar für die Musik, für den Posaunenchor und alle Menschen, die sich auch hier einbrächten, sagte Schulte während seiner Predigt. Die Musikerinnen und Musiker aus dem Posaunenchor seien mit Leidenschaft dabei. Der Posaunenchor verstärke das Gebet, „damit es in uns lebt und den Glauben fördert“. Schulte: „Eine Gemeinde, die nicht mehr betet, die nicht mehr singt, stirbt.“ Wo aber gesungen und gebetet werde, da sei Gott lebendig.
»Es war Leidenschaft und es hat mir auch Spaß gemacht«
Ein Abschied: Heinrich Schmalgemeier gehörte zu den Mitbegründern des Posaunenchores. Sein Sohn Willi ist seit Jahrzehnten dem Posaunenchor verbunden, auch dessen Sohn Ingo musiziert im Chor. Seit Oktober 1998 war Willi Schmalgemeier als Leiter des Posaunenchores stundenweise angestellt. „Er hat in dieser Zeit vieles bewirkt“, würdigte der Pfarrer das Engagement Schmalgemeiers für die Gemeinde. Mit der Verantwortung wolle Schmalgemeier nicht aufhören, wohl aber mit der Stelle. „Danke, dass du deine Gaben eingebracht hast“, sagte Schulte. Für den Chor überraschte dessen Vorsitzender Henning Lübking den bekennenden Werder-Fan Willi Schmalgemeier mit einem Präsent. Die Mitglieder der Kirchengemeinde dankten ihm mit viel Applaus – eine für einen Gottesdienst unübliche Geste.
Schmalgemeier blieb bescheiden: „Ich habe die Aufgabe gern gemacht. Es war Leidenschaft und es hat mir Spaß gemacht.“ Manchmal mache eine Aufgabe Spaß, ergänzte Landesposaunenwart Ulrich Diekmann. Manchmal sei das nicht der Fall – wenn es nicht rund laufe. Aber da müsse man durch. Viel Arbeit geschehe im Verborgenen.
Vier Jubilare: Schulte, Lübking und Diekmann gratulierten mehreren treuen Musikerinnen und Musikern. Seit 20 Jahren ist Marion Krzemien dem Posaunenchor treu. Die Hälfte der Chorgeschichte haben Marion Bünemann, Monika Schniering und Volker Wegehöft begleitet. Sie wurden für die 50 Jahre währende Treue geehrt. Ehrungen – auch unüblich für einen Gottesdienst.
Mit dem großen „Halleluja“ verabschiedete sich der Chor, die Gläubigen aber nicht von den Musikerinnen und Musikern. Stehende Ovationen und Forderungen nach einer Zugabe – auch das gibt’s in Gottesdiensten eher nicht. Die Zugabe gab es und anschließend trafen sich Chor und Gläubige im Gemeindehaus. Dabei gratulierten unter anderem Rahdens Bürgermeister Bert Honsel und Monika Büntemeyer, Vorsitzende des Kulturvereins Kul-Tür.
Welchen Wunsch des Chores nun Kul-Tür erfüllen will
„Wo die Sprache aufhört, fängt die Musik an“, zitierte Honsel den Schriftsteller E. T. A. Hoffmann. Mit Musik könne dem Wort noch mehr Nachdruck verliehen werden. Sie könne nachdenklich machen, aber auch Freude auslösen. Der Posaunenchor habe mit seiner kirchlich geprägten Musik in den vergangenen 100 Jahren eine herausragende Funktion innegehabt. Der Chor begleite das Gemeindeleben und sei aus Rahden nicht wegzudenken. Ein Dank Honsels galt auch dem langjährigen Chorleiter Willi Schmalgemeier.
„Wann immer wir heutzutage Musik auf hohem Niveau erleben, erfreuen wir uns an Kunst, die von der jahrhundertelangen Pflege der Kirchenmusik in unserem Kulturkreis profitiert hat“, sagte Monika Büntemeyer. Dieser Vorgang setze sich bis heute fort. Ungezählte Stunden Musikunterricht, vom Gesang mit Kindergruppen bis zum höchsten Niveau, wären ohne Kirchenmusik nicht denkbar. Auch die Weitergabe von Wissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten, der Erhalt musikalischer Literatur und die Bewahrung von Musikinstrumenten habe der Kirchenmusik vieles zu verdanken.
Büntemeyer betrachtete das Jubiläum auch aus Rahdener Sicht: „Bevor wir moderne Transportmittel und Kommunikationstechnik hatten, war der dörfliche Posaunenchor für viele Menschen auf dem Lande die einzige Chance, mehrstimmige und multi-instrumentale Musik zu genießen. Insofern schulden wir der evangelischen Kirche in Deutschland größten Dank für die Wiedereinführung des hauptberuflichen Kantorenstandes nach dem Zweiten Weltkrieg, die ein wichtiger Grundstein der Kulturpflege auf dem Lande war und ist.“
Sie erinnerte an die gute Zusammenarbeit zwischen Kul-Tür und Chor, überreichte ein „Flachgeschenk“ und wünschte alles Gute für die nächsten 100 Jahre. Zum Abschluss des Jubiläumsjahres werde es auf Wunsch des Posaunenchores ein Konzert mit einem hochrangigen Blechbläser-Ensemble geben, das von Kul-Tür verpflichtet wurde.
Jörn Spreen-Ledebur, Neue Westfälische